Nach dem ersten Schock kommen oft Fragen wie: Habe ich gut genug für sie/ihn gesorgt? Was hätte ich besser machen können? Wo habe ich versagt?
Das Gefühl, dass wir den Tod des geliebten Menschen verhindern hätten können, wenn nur… ist ein natürlicher Teil im Trauerprozess. Es erleichtert unser Gefühl der Ohnmacht, die wir in solchen Situationen dem Schicksal gegenüber empfinden.
Selbst wenn wir uns im Innersten sehr wohl darüber im Klaren sind, dass wir nicht am Tod der geliebten Person schuld sind, kann es für uns so scheinen. Eine Besonderheit bei Schuldgefühlen nach dem Tod eines geliebten Menschen ist, dass da nichts mehr gutzumachen ist. Es ist zu spät, so schmerzlich es auch ist.
Hätte ich meine Mutter nicht genau an jenem Tag besucht, wäre sie zu dem bestimmten Zeitpunkt nicht aufgestanden und folglich nicht gestürzt … und wäre noch am Leben. Es ist nicht mehr Rückgängig zu machen. Manchmal sind wir Schicksal füreinander, auch wenn es uns unendlich schwerfällt, dies anzunehmen. Wir haben es nicht mit Absicht gemacht. Hätten wir die Situation vorhergesehen, hätten wir ganz anders gehandelt. Das Leben hat seine eigene Dynamik, zu der wir keinen Zugang haben.
Selbstvorwürfe
Als ich mir wieder einmal Selbstvorwürfe machte, sagte mein Mann: „Du konzentrierst Dich ganz auf den physischen Aspekt. Was für mich Bedeutsam war – mehr als alles andere – war deine Liebe. Zu fühlen, wie sehr Du mich liebst. Zu wissen, Du sorgst für mich. Wann immer ich einschlief, wusste ich, dass Du da sein würdest, wenn ich meine Augen wieder öffne. Und Du warst da.“
Oft sind wir auch zu streng mit uns selbst. Niemand ist wochenlang 24 Stunden am Tag voll leistungsfähig, bei voller Konzentration. Mensch sein schließt perfekt sein aus. Auch haben alle Menschen Schwächen und machen Fehler, so lernen wir und entwickeln uns. Idealerweise gestehen wir uns und anderen Fehler zu, da sie sowieso unvermeidbar sind.
Ein erster Schritt, inneren Frieden zu finden, ist, dankbar zu sein für all das Schöne, das wir mit dem Verstorbenen gemeinsam erlebt habe. Sich an die glücklichen Momente zu erinnern stärkt unser Gefühl der Verbundenheit.
Vor kurzem habe ich eine Gedankenreise gemacht. Gemeinsam mit meinem Mann besuchte ich unsere Lieblingsplätze und erinnerte mich an unsere schönen Ausflüge. Es hat unendlich gutgetan.